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Guten Tag, ich bin ein schwarzes Schaf

Liebe Leserin. Lieber Leser. 

 

Triggerwarnung: In meinen Schilderungen geht es um Begebenheiten, die mir widerfahren sind. Es ist eine wahre Geschichte. Das Lesen kann belastend sein. Bitte entscheide für Dich, ob Du weiterlesen möchtest. 

 

Mein Name ist Steph. Ich komme aus Baden-Württemberg und bin ein schwarzes Schaf. Ich habe sehr lange überlegt, ob ich mit "meinem" Thema überhaupt raus soll. Mich outen. Hinzustehen und zu sagen: "Ja, so ist es - ich bin ein schwarzes Schaf. Ich  bin in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen. Und es hat mich  geprägt."

 

In Filmen werden die schwarzen Schafe der Familie oft als Loser und Verlierer dargestellt. Als Semikriminelle, die ihr Leben nicht auf die Kette kriegen und ihrer "Herde" immer wieder Scham, Kummer und Schaden bereiten. Das ist eben ein Klischee. 

Ich räume mit diesem Klischee auf - denn eine meiner wichtigsten Erkenntnisse in meinem Prozess als schwarzes Schaf war:

 

"Nicht jeder Mensch, der aus einer Familie ausgegrenzt wird, trägt Schuld (an was auch immer)." 

 

Wer lange genug von der Familie ausgegrenzt wurde, entwickelt ganz automatisch Schuldgefühle. Sie kommen schleichend, kommen langsam. Und bleiben lange. Sie klingen in Herz, Bauch  und Hirn beispielsweise so:

  • "Mit mir stimmt irgendwas nicht"
  • "Ich mache immer alles falsch"
  • "Ich bin schuld, wenn es meiner Familie schlecht geht."
  • "Ich muss etwas gut machen"
  • "Ich muss viel leisten, um akzeptiert zu sein."

In meinem Fall ist es so, dass ich von klein auf das Gefühl hatte, ich müsse etwas Besonderes leisten, um meine Existenz als berechtigt zu erweisen. In Wahrheit sind Menschen wie ich, die in einem dysfunktionalen Feld aufwachsen, eine Bühne, auf der Erwachsene ihre eigenen Probleme ausagieren. Meist unbewusst, manchmal bewusst. Aber dennoch wird ein anderer Mensch, meist ein Kind, für das Ausagieren der eigenen Probleme benutzt. Und um im selben Moment von sich und den eigenen "Baustellen" abzulenken, wird das Familienmitglied zum schwarzen Schaf gemacht. Jenes, das immer Kummer bereitet, das immer stört, das sich permanent falsch anzieht, die falsche Frisur, die falschen Freunde, die falschen Hobbys hat. Oder die falschen Noten heimbringt.  

 

Ein hilfreicher Anker, diese Strukturen zu durchschauen, war für mich folgender Perspektivenwechsel:

Bislang hatte ich immer gefragt, warum mir all das passiert, diese Ablehnung in der Familie, diese ständigen Vorwürfe, das kalte Schweigen. Ich hätte nie eine ehrliche Antwort bekommen. 

Erst, als ich die Frage stellte: "Welchen Zweck hat es, dass ich so behandelt werden? Wem dient es, dass ich ausgegrenzt werde?" - erst dann kam die Ent-Wicklung ins Rollen. 

Und darüber berichte ich hier. 

 

Sei gut zu Dir selbst. 

 

Liebe Grüße. Steph

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