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"Hast Du keine Angst, dass Deine Familie sauer ist?"

Ich habe meinem Freundeskreis gesagt, dass ich 2023 diesen Blog eröffnen werde. Einen Blog über meine Erfahrungen in einer dysfunktionalen Familie - die ich als solche erst als Erwachsene identifizieren und benennen konnte, nach unzähligen Tiefs im Leben. 

Die Reaktion meiner Freunde war gespalten und schwankte zwischen: "Super, mach' das!", "Willst Du damit wirklich an die Öffentlichkeit gehen?" bis hin zu "Hast Du nicht Angst davor, dass Deine Familie sauer ist?"

 

Unterm Strich kann mir niemand Externes zum Richtigen raten. Ich bin die, die mit meiner Entscheidung gut auskommen darf. Ich bin Jahrzehnte mit diesem Knoten im Bauch und diesen Fragezeichen im Kopf herumgelaufen, immer getrieben von den Fragen: "Was habe ich falsch gemacht...", "Was muss ich ändern..."... Ich habe hunderte Bücher über Persönlichkeitsentwicklung gelesen, Seminare besucht, Familienaufstellungen gemacht, teure Einzelcoachings gebucht. Und jede Aktion, diesen Knoten im Bauch aufzulösen, fühlte sich ein paar Stunden, manchmal auch zwei oder drei Tage,  großartig an - dann kam der Alltag und es legte sich wieder ein grauer Schleier über meine Seele. Ich bin seit Jahrzehnten die Tochter, die Enkelin, die grübelt, was sie ändern muss, um einfach ankommen zu dürfen - in der Familie. 

 

Ich fühlte mich unzählige Jahre wie ein Zirkuspferd in der Manege, das ein Kunststück nach dem anderen vollführte, in der Hoffnung, in der Herde aufgenommen zu werden. Aber es gab nur spöttische Blicke und Häme, Vorwürfe, die an den Haaren herbeigezogen und nie bewiesen werden konnten. 

 

Was ich nicht wusste: So funktionieren dysfunktionale Familien.

 

Ich erkannte: Es geht in dysfunktionalen Familien nie darum, einen Konflikt offen und ehrlich aufzulösen oder überhaupt Lösungen für ein gutes Miteinander zu finden, in dem jede/r gut gedeihen kann. In einer dysfunktionalen Familie profitieren immer nur Einzelne auf Kosten anderer. 

 

Deshalb zurück zur Frage, ob ich Angst vor der Reaktion meiner Familie auf meinen Blog habe: Nein. Denn egal, was ich tue oder nicht tue: Es wird sowieso verurteilt. Denn dysfunktionale Familien können nur so funktionieren: In dem sie abwerten, ignorieren, verurteilen - um sich selbst gut zu fühlen. 

 

Ich werde die Persönlichkeitsrechte entsprechender Personen wahren, und jene, die die treibenden Kräfte der Dysfunktionalität waren, sind verstorben. Dazu gehören auch meine Eltern. 

 

Sei gut zu Dir. 

 

Liebe Grüße. Steph

 

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