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Es war ganz schön still hier...

Puh. Es war ganz schön still hier die vergangenen Wochen und Monate. Zum einen ist viel um mich herum passiert. Zum anderen ruhte der Blog, weil ich mir Gedanken darüber machte, ob ich mit "meinem" Thema so wirklich raus will oder nicht. Und ich war ziemlich unschlüssig. Auf der einen Seite gibt man einiges von sich preis, macht sich vielleicht angreifbar. 

Auf der anderen Seite beobachte ich, dass d Phänome wie "dysfunktionale Familie", Ausgrenzung aus der Familie, Misshandlungen aller Art... einen weiten Radius um sich ziehen. Traumatisierung findet im ganz Kleinen statt - aber auch im ganz Großen. Aus eigenere Erfahrung weiß ich und spüre es ja auch, dass diese vielen kleinen und großen toxischen Verletzungen massiv mein Leben beeinträchtigt haben. Bedauerlich finde ich es noch bis heute, dass ich so viele, viele Jahre gebraucht habe, um zu erkennen, dass das, was ich erlebt habe, definitiv nicht normal ist. Aber wer im Stinksumpf groß wird, geht davon aus, dass es nichts anderes auf der Welt gibt als diesen Stinksumpf. Menschen, die in toxischen Familien aufwachsen, sind mit einer Vielzahl an blinder Flecken ausgestattet. Wenn ich heute mit Betroffenen, die ganz am Anfang ihrer Ent-Wicklung stehen, spreche, habe ich manchmal folgenden Gedanken im Kopf: Am liebsten würde ich meinem Gegenüber sagen "Ich sehe was, was Du noch nicht siehst." Ich sehe mich weder als Missionarin, noch als Therapeutin. Denn auch da weiß ich aus Erfahrung: Kein Außenstehender kann diese Last, die auf einem liegt, Betroffenen abnehmen. Es gibt auch kein Allgemeinrezept, das für jeden und alle gleichsam wirkt. Jedes Erwachen und Aussteigen aus dem Stinksumpf ist ein Prozess, der höchst individuell ist. Das Erkennen, wie schräg das, was man erlebt hat, in Wahrheit ist, ist der erste Schritt. Ich bin lediglich eine Impulsgeberin. Eine, die schreibt, was sie erlebt hat, was es mit ihr gemacht hat, und wie sie ausgestiegen ist. Aus dem ätzenden, stinkenden Sumpf, der unendlich viel Lebensfreude und Lebensenergie abgezapft hat. Schade drum. Aber lieber spät aussteigen als nie. 

In diesem Sinne: Wir lesen uns hier nun öfter. 

 

Seid unbedingt ganz gut zu Euch. Steph

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