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Meine heilsame Alternative zum Vergeben

"Wie kann ich meine Wunden heilen? Wie schaffe ich es, in den Frieden zu kommen mit dem, was mir angetan wurde?" - diese Fragen beschäftigten mich in meinem ganzen Transformationsprozess. 

In der so genannten spirituellen Szene scheint es glorreiche Antworten zu geben: "Schmerz ist bloß Dein Ego. Löse Dein Ego auf, dann hört auch der Schmerz auf." Oder  besonders Schlaue kommen mit der Bergpredigt ums Eck:

„Widersteht nicht dem, der böse ist, sondern wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so wende ihm auch die andere zu“

(wobei hier nicht gemeint ist, dass man sich einfach vermöbeln lassen soll...)

Egal, wie ich es gedreht oder gewendet habe: Für mich fühlte sich dieses Vergebungsprinzip in meiner Geschichte nicht stimmig an. In meiner Konstellation, in der meine Mutter extrem emotional missbrauchend agierte, fühlte sich Vergebung so an: "Kind, sag' mir, dass Du mir vergibst, damit ich meinen Frieden habe und weitermachen kann." Für mich passt Vergebung nicht immer, nicht für jede Tat und nicht für jeden Mensch. Mir fehlt irgendwie der Lerneffekt, denn ein abgerungenes Vergeben hat nach meiner Erfahrung zur Folge, dass sich Taten immer wiederholen. Aber welche Alternative gab es für mich zum Vergeben? Wie konnte ich diese feinstoffliche Verstrickung positiv lösen?

Die Antwort kam dann quasi wie aus dem Nichts an einem Nachmittag... In meiner Meditation rutschte ich plötzlich in eine Art Szenerie: Ich war eine Figur auf einem systemischen Aufstellungsbrett. Ich war die Hauptfigur und richtete meinen Blick auf eine weitere Figur, die den Namen "emotionale Freiheit" trug. Sie stand mir schräg gegenüber, gut sichtbar, und der Kontakt fühlte sich wunderbar an. Ich wollte in die Nähe von "Emotionale Freiheit" rücken, aber es ging nicht. Irgendwas hielt mich zurück, wie ein unsichtbares Band. Ich blickte mich um, sah aber keine weitere Person. Plötzlich riss etwas an meiner rechten Seite. Ich erblickte eine ganz kleine Figur und ich versuchte, zu erkennen, wer das sein könnte -aber ich erkannte es nicht und  fühlte mich vom ersten Moment an gestresst und genervt. Die Figur zog immer weiter an mir und ich hörte sie plötzlich sagen: "Du darfst nicht weg von mir! Du musst hier bleiben!" Die Stimme war fordern, laut, bestimmend. Mein Unbehagen wurde immer größer, und vor allem dieses Genervt-Gefühl. Ich rätselte noch immer, wer das sein könnte und versuchte, mich wegzubewegen, aber es ging nicht. Die kleine Figur riss vehement an mir und rief: "Weil mir es nicht gut geht, darf es Dir auch nicht gut gehen. Und weil ich nicht heilen will, darfst Du auch nicht heilen!" Da durchfuhr es mich wie der Blitz: Diese Spiele kannte ich. Zwar nicht den Wortlaut, aber die Botschaft. Sie löste in mir Widerwillen und eine Art Ekel aus. Ich kannte diese Einschüchterungsspiele von meiner Mutter. Diese kleine Figur, die da neben mir zeterte, war ein Anteil meiner Mutter. Vielleicht ihr inneres Kind. Oder ein Teil ihrer Seele. Meine Mutter war ihr ganzes Leben lang überzeugt davon, dass sie der tollste Mensch auf der ganzen Welt sei. Sie war so unglaublich spirituell - sagte sie - dass sie auf Knopfdruck in die 5. Dimension aufsteigen könnte. Leider war der Knopf "Selbstreflektion" bei ihr dauerdefekt - sie selber stellte sich oder Reaktionen anderer Menschen auf sie nie in Frage. Die ganze Welt war ihrer Meinung nach ein Haufen inkompetenter Idioten. Sie war der erleuchtete Mensch - das war ihre Überzeugung. 

 

In der Meditationssitzung habe ich erkannt, dass es zu Lebzeiten einen Teil in meiner Mutter gab, der sich einer Heilung - die durch Selbstreflektion und professioneller Begleitung vielleicht eine Chance gehabt hätte - strikt verweigerte. Stattdessen machte sie mich von klein auf zur Gefährtin und versuchte mit allen Mitteln zu vermeiden, dass ich mich von ihr wegbewege. Es fiel mir in diesem Moment wie Schuppen von den geschlossenen Augen!! Das war dieses unsichtbare Band, mit dem sie mich seit Jahrzehnten an mich fesselte! 

Im selben Moment dieser Erkenntnis kam auch schon die Antwort, wie ich dieses Band lösen kann: Mit "Vergebung" konnte und wollte ich hier nichts erreichen. Ich blickte die kleine Figur neben mir an und sagte: "Du hast mein Mitgefühl, dass Du da stehst, wo Du stehst. Aber das hier ist mein Leben. Es gehört mir. Und ich entscheide, was mir gut tut und was nicht. Ich möchte jetzt meine Weg gehen, aber ohne Dich. Ich bedanke mich, dass Du mir das Leben geschenkt hast, aber das war es dann auch zwischen uns. Im Gegenzug schenke  ich Dir Gnade und Heilenergie. Ganz viel Heilenergie. Ich wünsche Dir, dass Du heil werden kannst. Gehe und heile." Und ich hatte als Figur auf diesem systemischen Brett die Möglichkeit, aus dem Nichts goldene, große Tropfen herbeizurufen (nein, ich habe keine Drogen genommen...), die sich kreisförmig um die Füße der kleinen Figur drapierten. Es entstand ein goldener Lichtkegel und die kleine Figur wandte sich kommentarlos und ganz ruhig von mir ab. Ich wusste in dem Moment, dass dieses unsichtbare Band jetzt gekappt war. Ich hatte es mit Heilungswünschen gekappt. Nicht mit Vergebung. Vergebung hätte diesem Seelenanteil meiner Mutter vielleicht keine Heilung gebracht. Vielleicht ging es darum die ganzen Jahre, Jahrzehnte - um ihre Heilung, die sie vehement verweigert hatte, weil sie ihrer Meinung so erleuchtet war. 

Die kleine Figur rutschte vom systemischen Brett und war verschwunden. Und ich hatte nicht mehr dieses angespannte, genervte Gefühl. Ich blickte zur Figur "emotionale Freiheit" - und machte meinen ersten Schritt...leicht wie eine Feder. Die "emotionale Freiheit" kam mir entgegen, wir trafen uns auf halbem Weg, auf diesem Brett. 

Und dann wurde ich buchstäblich aus der Meditation herauskatapultiert. Ich weiß nicht, wie lange ich auf diesem "Brett" war. Es spielt auch keine Rolle. Ich habe an diesem Tag gelernt, dass für mich das Konzept der Heilenergie, die ich jenen schenke, die mich traktierten, ganz wunderbar funktioniert. 

 

Vielleicht ist das auch ein Impuls für Dich!

Danke fürs Lesen, Deine Aufmerksamkeit, Deine Zeit. 

 

Sei unbedingt ganz gut zu Dir. 

 

Herzliche Grüße! Steph

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Ich_bins (Freitag, 24 März 2023 09:04)

    Bewegender Ansatz. So sinnvoll. Ohne Wut, aber auch nicht mit dem Gefühl, zu verlieren. So geht es nähmlich mir: Bei mir löst die Aufforderung nach Vergebung das Gefühl aus, ein Verlierer zu sein. Weil sich sowieso nichts ändert. Die Täter in meiner Familie suchen nur eine Absolution. Aber sie machen danach weiter. Deinen Ansatz hier finde ich ganz enorm. Danke.